Das Bordelais ist das ertragreichste und größte zusammenhängende Weinbaugebiet für Qualitätswein weltweit. Auf über 120.000 ha Rebfläche werden vorwiegend rote Rebsorten kultiviert, die von über 3.000 Châteaux bewirtschaftet werden. Dabei ist nicht jedes Château unweigerlich ein richtiges Schloss, sondern häufig mehr mit dem Begriff Domaine gleichzusetzen. Das Weinanbaugebiet Bordelais liegt in Westfrankreich in Nouvelle-Aquitaine. Durchzogen ist es von den Flüssen Dordogne und Garonne, die zur Gironde zusammenfließen und im Atlantik müden. Man unterscheidet 5 Bordelaiser Weinregionen nach ihrer Lage an den Ufern von Gironde und Garonne. So zählen Médoc und Graves/Sauternes zum linken Ufer sowie Libournais und Blaye/Bourg zum rechten Ufer. Entre-Deux-Mers liegt mittig zwischen Dordogne und Garonne. Im Médoc findet man vor allem Kiessandkuppen, im Libournais gibt es Kalk-, Molasse-, Kiessand- und Lehmböden. Das ozeanische Klima ist gemäßigt bis subtropisch-mediterran. Bekannte Regionen im Médoc sind u. a. Haut-Médoc, Médoc, Saint-Estèphe, Pauillac, Saint-Julien, Listrac-Médoc, Moulis und Margaux. Bedeutsame Gebiete im Libournais sind u. a. Pomerol und Saint-Émilion. Im Süden sind Barsac und Sauternes für Süßwein berühmt, aus Graves stammen ebenfalls populäre Rotweine. Zu ca. 80% werden rote Rebsorten angebaut, wie Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Carménère, Malbec und Petit Verdot. Typische Bordeaux-Cuvées bestehen aus den 3 erstgenannten Rebsorten. Weine der linken Uferseite beinhalten viel Cabernet Sauvignon, Weine des rechten Ufers sind von Merlot dominiert. Weiße Rebsorten sind Sémillon, Sauvignon Blanc und Muscadelle, aus denen auch der edelsüße Sauternes-Wein produziert wird. Das Bordelais besitzt über 50 Appellationen in 3 Abstufungen: regionale Appellationen, wie Bordeaux und Bordeaux Superieur, subregionale Appellationen aus Teilbereichen eines Gebietes, z. B. Médoc, und kommunale Appellationen aus kleineren Gemeinden, wie z. B. Saint-Estèphe im Médoc. Des Weiteren gibt es Klassifizierungen in Cru Bourgeois, Grand Cru Bourgeois, Grand Cru Classé und Premier Grand Cru Classé. Die 1. Klassifizierung von 1855 bildet bis heute Grundlagen für die Einteilung. Schon in früher Römerzeit nahm die Hafenstadt Bordeaux eine führende Rolle im Weinbau und -handel an. Teils englische Namen der Châteaux deuten auf die ansässigen englischen Händler hin. Über Jahrhunderte florierte der Handel zwischen Frankreich und Britannien und das Bordelais erlebte zur Weltausstellung 1855 seinen prachtvollen Glanzpunkt. Die Reblaus-Schäden und die Produktion schlechten Massenweins führten zur Krise, die Mitte des 20. Jahrhunderts überwunden wurde. 2005 erreichten Bordelaiser Spitzenweine Rekordsummen auf dem internationalen Markt, während Fassweine nur noch der Produktion von Industriealkohol dienten. In Folge wurden viele Châteaux an Großfirmen verkauft. Heute sind Bordeaux-Weine stetig im Aufwärtstrend.